Die brennende Socke und der Zauberer

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Magische Bühnenshow ganz nah erleben

DIE BRENNENDE SOCKE

Jahrelang war ich als Zauberkünstler in einem der schicksten und edelsten Restaurants Münchens engagiert – dem „NEKTAR“. Dort gab sich die High Society und die Prominenz die Türklinke in die Hand und ich hatte die Möglichkeit, viele Prominente dort verzaubern und kennenlernen zu dürfen. Peter Maffay, Thomas Gottschalk oder Hollywood Diva Dita von Teese, um nur Einige zu nennen. Es war ein illustres Treiben und das Motto war sicherlich auch: Sehen und gesehen werden.

Das Konzept des Restaurants war auch alles andere als gewöhnlich. Nachdem man die schwere eiserne Eingangstür durchschritt, vorbei an einem elegant schwarz gekleideten Türsteher, ging es die Stufen hinab in einen Gewölbekeller. Dort existierten verschiedene Räume und der Hauptsaal war komplett in weiß gehalten. Weiße Wände, weißer Boden, weiße Möbel, die Servicekräfte alle in weiß gekleidet. Auch die Sofas waren weiß, welche als Besonderheit dienten. Es gab nicht wie in anderen Restaurants Stühle und Tische, sondern nur diese Sofas mit etwa zwei Meter Tiefe. Die Gäste zogen sich die Schuhe aus und lümmelten, kuschelten, vergnügten und aßen auf diesen Sofas. Es gab jeden Abend ein mehrgängiges Menü und zwischen den Gängen traten die verschiedensten Künstler auf. Von Spitzenklasse bis Kreisklasse. Es gab Sänger die später Castingshows im Fernsehen gewannen und wahre Gänsehaut erzeugten. Und es gab Künstler, bei denen man sich im Anschluss die Frage stellte: „Was war das jetzt für ein Verrückter?“

Unter all diesen illustren Gestalten waren also auch meine Dienste als Zauberer gefragt und ich zauberte Close-Up vor den Gästen. Dies bedeutete, die Gäste lagen der Schuhe entledigt mit den Füßen nach vorne gerichtet und ich trat an das Sofa heran und präsentierte meine Zauberkunst. So auch an diesem Abend. Alles lief wunderbar … die Zuschauer waren begeistert und nun war es Zeit für meinen Abschlußtrick. Ein Trick, welcher den Einsatz einer Pyroschnur beinhaltete. Dies ist weiße Collodiumwolle, welche mit einer kräftigen gelben Flamme rauchfrei und rückstandslos abbrennt. Wie gerade erklärt: RÜCKSTANDSLOS!!! Das bedeutet in einem hellen Feuerball bleibt nichts zurück, ausser die erstaunten Gesichter der Zuschauer. Nicht so in diesem einen  Fall! Ich stand also da, zauberte was die Finger hergaben und begeisterte damit die Gäste. Nun sollte, wie schon erwähnt, mein phänomenaler Abschlusstrick folgen, welcher es dem Zauberer ermöglicht, gottesgleich den Schauplatz zu verlassen und mit voller Bewunderung die Heimreise antreten zu können. Es sollte ein Feuerwerk der Illusionen werden und im Selbigen enden. Also präsentierte ich voller Stolz meine Pyroschnur und entzündete sie für das Grande Finale. Ein riesiger Feuerball erfüllte den Raum und wie geplant verpuffte die komplette Schnur in der Luft. Die komplette Schnur, bis auf einen kleinen Funken, welcher in Zeitlupe Richtung Boden schwebte. Doch ich wusste, auf diesem wird er nie ankommen, da ja noch das Sofa den Fall des Funken bremsen würde. Da es sich jedoch die Gäste auf diesem Sofa gemütlich gemacht hatten und mit den Füßen in meine Richtung lagen, fand der Funke sein Ziel auf der Socke einer Zuschauerin. Was dann geschah verblüffte mich, den Zauberer, am meisten. Der Feuerblitz der Pyroschnur ist ja schon beeindruckend, aber das Flammeninferno, welches sich in sekundenschnelle auf dem Fuß der Dame ausbreitete übertraf alles. Blitzschnell stand also der Fuß in Flammen, was Schweißperlen auf meiner Stirn erzeugte. Allerdings nicht wegen der entstandenen Wärme. Geistesgegenwärtig schlug ich mit der flachen Hand auf die Socke und zugleich auf den Fuß des Opfers ein. Und genauso schnell wie die Flammen loderten, verschwanden sie auch wieder. Ich atmete tief durch und erkundigte mich, ob der Dame etwas passiert sei? „Nein, alles in Ordnung“ antwortete sie. „Ist denn die Socke beschädigt?“ Nein, auch diese war vollkommen heil. Ich erwähnte, dass man immer etwas Ablenkung benötigt, grinste frech und brachte daraufhin meinen Trick erfolgreich zu Ende.

Als sich der Abend dem Ende neigte, kamen die Gäste der besagten „Feuershow“ nochmals auf mich zu, um mir, dem Feuermacher zu danken und persönlich zu verabschieden. Hierbei versicherte mir ein Gast: „Also sie und ihre Tricks waren wirklich phantastisch … aber das Hammer-Kunststück des Abends war das mit der brennende Socke! Unglaublich, das war Spitzenklasse!!!“

An diesem Abend war ich also in den Augen der Zuschauer Spitzenklasse. Auf Castingshows habe ich aber trotzdem keine Lust.